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05
Oct
2022

Gegen Ende des Jahres sehen wir uns an, wie sich Social Media 2022 entwickelt hat. Wie steht es um das vielerorts totgesagte Facebook? Wer übertrumpft wessen Features? Mit BeReal und Truth Social haben außerdem zwei neue Plattformen Einzug gehalten. Gekommen, um auch 2023 zu bleiben? Ein Überblick von Twitter bis TikTok.

State of Social Media in late 2022

Im vergangenen Jahr hat sich viel getan: Instagram entwickelt sich immer mehr Richtung Video-Plattform, Facebook hält sich wacker an der Spitze und ein Newcomer startet den Versuch to BeReal.

BeReal

BeReal wächst an Popularität unter Jugendlichen und Studierenden. Vor allem auf Tiktok findet man viele Videos zu der neuen Social-Media-App. Die beinahe drei Jahre alte Plattform ist 2022 zum Thema geworden, wo sich die meisten der 28 Millionen Downloads verorten lassen. Am beliebtesten ist die App in den USA, gefolgt von England und Frankreich, dem Erscheinungsland. Die täglichen User belaufen sich auf 2,93 Millionen.

Und so funktionierts: Einmal pro Tag erhalten Nutzer*innen eine Benachrichtigung zum Aufnehmen und Posten eines Fotos. Das Besondere: Dieses Foto muss innerhalb von zwei Minuten aufgenommen werden und nutzt dabei die Front- und Rückkamera. Erst nach Veröffentlichung des eigenen BeReals können die der Freunde angesehen werden. Das 2-Minuten-Zeitfenster soll dabei helfen, realere Momente zu schaffen und festzuhalten – Zeit für große Inszenierung bleibt da nicht. Zusätzlich verzichtet die App auf Filter, Follower oder Likes. Ähnlich der Facebook Reactions gibt es sogenannte RealMojis. Das ist die einzige Interaktion, die auf der Plattform stattfindet. Klassische Influencer gibt es demnach nicht, nur bezahlte Kooperationen zur Bekanntmachung der Plattform.

Doch es gibt auch Kritiker*innen: Die App finanziert sich grundsätzlich nur durch Investor*innen, nicht etwa durch Premium-Funktionen oder klassischer Werbung. Die Nutzer*innen machen sich Sorgen darüber, wie lange die App noch so real und simpel bleibt. Denn ohne Geld zu verdienen, wird BeReal mit großen Konzernen nicht mithalten können.

Truth Social 

Nach dem Bann von Ex-Präsident Donald Trump von diversen Social Media Plattformen, darunter Instagram, Facebook, Twitter und der Streaming-Plattform Twitch, gründete er zusammen mit der Marketingfirma TMTG die Social-Media-App "Truth Social". Offiziell gelauncht wurde diese am 21. Februar 2022. In den ersten Wochen erreicht die Social Media App zwei Millionen Downloads. Diese Zahl stagniert aber nicht zuletzt wegen weiteren Problemen bezüglich des Börsengangs der Marke. Diese Downloads beschränken sich auf die USA und auf Apple User. Im Google Play Store ist die App nicht zu finden, da sie gegen die Google Richtlinien verstößt.

Doch worum geht es bei TruthSocial eigentlich? Auf dieser Plattform können Nutzer*innen ihre „politischen Meinungen ohne Diskriminierung“ posten. Das sagt zumindest die Website: “Truth Social is America's "Big Tent" social media platform that encourages an open, free, and honest global conversation without discriminating against political ideology”. Doch viele Nutzer*innen berichten von “shadow banning'' ihrer politischen Meinungen, sollten diese nicht Trumps entsprechen.

Wenn man einen genaueren Blick in die AGBs wirft, lässt sich eine Klausel finden, die es Nutzer*innen untersagt, sich gegen Trump oder die Plattform zu richten. Da die App US-User vorenthalten bleibt, lassen sich dazu keine eindeutigen Antworten liefern, da von Europa aus nicht auf die App zugegriffen werden kann. Trump selbst postete erst am 28.04.2022 zum ersten Mal auf der Plattform, ganze zwei Monate nach der Veröffentlichung. Neue User*innen berichten darüberhinaus von langen Wartezeiten, wenn sie ein Konto erstellen wollen. Steht die Plattform nun vor einem Zusammenbruch? Man kann nur darauf hoffen.

Instagram

Pro Monat finden sich etwa 1 Milliarde aktive Nutzer*innen weltweit auf Instagram. Österreichische Nutzer*innen machen davon 3,15 Millionen aus. Für sie änderte sich in der zweiten Jahreshälfte einiges: Die beliebten Instagram-Reels wurden weiter ausgeweitet. Für User ist es nun einfacher, diese zu erstellen und zu posten, Videos unter 15 Sekunden werden außerdem automatisch als Reel gepostet.

Auch andere Funktionen wie etwa Sticker sind seit geraumer Zeit für Reels verwendbar. Instagram holt sich weitere beliebte Funktionen von anderen Apps, z.B. von BeReal oder TikTok. Für Bilder kann die Front- und Rückkamera gleichzeitig verwendet werden. Feed-Postings könnten bald im 9:16 Format gepostet werden. Ein weiteres anstehendes Update für viele Creator ist der Launch von NFTs. Für Künstler*innen wird dadurch eine weitere Möglichkeit geboten, ihre Werke über Instagram bei Auktionen zu versteigern. Nachdem Test Run im Mai wurde das Gadget am 04.08.2022 auf 100 weitere Länder in Afrika, im asiatisch-pazifischen Raum, im Nahen Osten und auf den amerikanischen Kontinent erweitert. Das Rollout in Österreich lässt noch auf sich warten.

Facebook

Schwer zu glauben, aber Facebook ist im Jahr 2022 weiterhin die beliebteste Social Media Plattform mit 2,8 Milliarden aktiven Nutzer*innen pro Monat. Wenn man einen Blick auf die Demographie der User wirft, dann wird ersichtlich, dass die Altersstruktur sich nicht einschneidend mit jener von z.B. Instagram unterscheidet. Lediglich sind jene unter 25 Jahren weniger stark vertreten. In Österreich beläuft sich die Zahl der Nutzer*innen auf 3,3 Millionen. Die Werbereichweite beläuft sich mit Anfang 2022 auf 36,4% der österreichischen Gesamtbevölkerung. 50,8% davon bezieht sich auf die weibliche Bevölkerung, 49,2% auf die Männliche.

Der Feed unterteilt sich in den Home Feed und den Feeds Tab. Beim Home Feed finden sich Recommended Posts und Kurzvideos wieder. Der Feeds Tab ist den Familiy & Friends Posts vorbehalten. Dafür erstellt man eine Favoritenliste und die Inhalte der Personen werden hier angezeigt. Seit Juli findet sich auf der Plattform das Music Revenue Sharing. Nun ist es möglich lizensierte Musik von Musiker*innen zu verwenden und im Gegenzug einen Anteil der In-Stream-Werbeeinnahmen zu erhalten.

Twitter

Twitter verzeichnet in Österreich Anfang 2022 schätzungsweise 705,3 Tausend User pro Monat. Weltweit verzeichnet die Plattform im Juli 2022 486 Mio. „monetizable“ Nutzer*innen pro Tag – also Menschen, denen Anzeigen ausgespielt werden können. Das sind 6,1% der weltweiten Bevölkerung. In Österreich entsprechen das 8,4% der lokalen Internetnutzer*innen. Ebenfalls sind Interaktionen mit Twitter Anzeigen um 6% gestiegen. Daraus resultierend sind auch die Kosten pro Anzeigeninteraktion um 33% erhöht worden.

Auch Twitter arbeitet an neuen Features: In der Testphase befindet sich beispielweise der Twitter Circle. Hier wird der gepostete Content in einer Gruppe von maximal 150 Personen geteilt. Bis diese Funktion für die breite Masse verfügbar ist wird noch etwas Zeit vergehen, da diese an einer kleinen Gruppe weltweit getestet wird. Auch das Unmention Feature ist nun seit Mitte Juli 2022 ein Teil der Plattform: Wurde man in einem Post markiert, dann kann man seine Verlinkung auf dem Posting entfernen, und zwar nicht nur Twitter Blue Nutzer*innen. Twitter Blue, die "Opt-in-Ebene'' von Twitter, wurde in den USA, Kanada, Australien und Neuseeland eingeführt. Zum monatlichen Preis von 5$ ist folgendes erhältlich: Werbefreie Artikel, unbegrenzt viele Lesezeichen, personalisierte Navigationsleiste, Tweets rückgängig machen oder nachträglich verändern, sowie verschiedene neue Designs der App. Das Erweitern auf weitere Länder ist im Gespräch. Ob und wann es auch in Österreich umgesetzt wird, bleibt abzuwarten.

Tiktok

Im Juli 2022 konnten Marketer 1 Milliarden Personen auf TikTok erreichen. Das entspricht 12,8% der Weltbevölkerung. In Österreich beläuft sich die Reichweite auf 1,75 Millionen Nutzer*innen. 20,8% der lokalen Internetnutzer*innen werden somit erreicht. Demografisch teilen sich diese auf 53,8% Frauen und 46,2% Männer auf. Da TikTok die Daten ab 18 Jahren erhebt, sind diese wegen des Daseins von vielen Usern unter 18 unscharf.

Was hat sich auf TikTok getan: Die Länge der Videos ist mittlerweile maximal 3 Minuten lang. Zum Vergleich: Auf Instagram sind es maximal 60 Sekunden. TikTok gleicht sich genauso an andere Social-Media-Plattformen an, seit diesem Jahr kann man Stories, die nur 24 Stunden sichtbar sind, posten. Mit Juli 2022 wurden neue Untertitel- und Übersetzungstools veröffentlicht. Dadurch soll die Offenheit gegenüber anderen Ländern und deren Kulturen und Sprachen gestärkt werden. Unterstützte Sprachen sind unter anderem Deutsch, Koreanisch, Mandarin oder Türkisch.

Die ersten TikTok Awards wurden ebenfalls im Juli in Deutschland vergeben. In den Kategorien „Greatest Creative“, „Greatest Performance“ und „Greatest TikTok“ wurden Marken und Agenturen geehrt. Am 16.August startete „Folge Mir“ das Schulungsprogramm von TikTok für KMUs in Deutschland. Auch Österreich und die Schweiz sind im Multi-Channel-Projekt integriert. Die Unternehmen sollen dabei unterstützt werden, die Plattform optimal, an ihre Ziele angepasst, zu nutzen.  

Snapchat

Die Snapmap feiert Jubiläum! Seit fünf Jahren kann man auf einer Karte seine Freunde orten. Weltweit können das 616,9 Millionen User, in Österreich 1,85 Millionen. Das entspricht 22% der lokalen Internetnutzer*innen. Die schon lange angedachte Funktion Snapchat+ ist seit Ende Juli 2022 in einigen Ländern für 4$ im Monat verfügbar. Werbung kann man damit nicht entfernen, dafür kann man unter anderem seine Freunde genauer beobachten als in der gratis Version. Das kommt daher, dass man ohne zu bezahlen bereits den Standort sieht. Wenn die Person mit dem Auto fährt, fliegt oder eine Sehenswürdigkeit besucht wird das ebenfalls angezeigt. Im der Premium Version sieht man die Location History eines Freundes in Form von zurückgelegten Wegen für 24 Stunden.  

Ebenfalls kann man neue Designs ausprobieren. Auch auf Snapchat kann man seine Front- und Rückkamera gleichzeitig benutzen. In Sachen Design und Digitalisierung ändert sich vieles. Das Bitmoji, das Profil einer Person, ist nun realer gestaltet. Früher eher Comic-like, ist es aktuell in 3D-Optik ersichtlich. Snapchat hat im Rahmen der Siggraph 2022 veröffentlicht, dass sie eine neue Methode zum Digitalisieren von Bildern gefunden haben, indem man Videos und Fotos aus verschiedenen Winkeln zusammenfügt. Dadurch ist es möglich, alle möglichen Objekte zu digitalisieren, wenn es genügend Fotos dazu gibt. Auch die Web-Funktion gibt es auf Snapchat. Mit der normalen Gratis-Version kann jeder seinen Account verwalten. Dort können dann aber keine Nachrichten gesendet oder empfangen werden. Hat man jedoch Snapchat+ und lebt in Kanada, USA, UK, Australien oder Neuseeland, kann man sogar Nachrichten senden oder im Browser telefonieren. Wann diese Neuerungen auch in Österreich verfügbar sind, bleibt unklar.

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